Einleitung, Definition

Wikipedia: Identität (von mittellateinisch identitas, Abstraktum zu lateinisch īdem ‚derselbe‘) ist die Gesamtheit der Eigentümlichkeiten, die einen Gegenstand oder ein Objekt kennzeichnen und als Individuum von anderen unterscheiden.

Mir gefällt die Definition «als Individuum von anderen unterscheiden». Und was ist mit Individuum gemeint? Wikipedia sagt dazu: Es handelt sich um ein Individuum, wenn Identitätskriterien angegeben werden können.

 

Identitätskriterien kennen wir von unserer Identitätskarte. Name, Vorname, Geschlecht, Geburtsdatum, Staatsangehörigkeit, Körpergrösse, Heimatort. Sie helfen uns nachzuweisen, dass es hier um uns, um unsere Person geht. (Identitätsnachweis)

 

Wenn eine Person tot aufgefunden wird, kommt ebenfalls deren Identität ins Spiel. Sie muss identifiziert werden von jemandem, der die Person kennt. Anhand welcher Merkmale wird dies getan? Entscheidend sind die äusseren Merkmale wie z.B. Frisur, Augenfarbe, Haarfarbe,  Gesichtszüge, Hauttyp, Pigmentflecken, Narben, Tattoos, …

 

Zu einem Menschen gehören aber auch innere Merkmale. Wir sprechen dann von den Persönlichkeitsmerkmalen wie z.B. Charaktereigenschaften, Neigungen und Interessen, Lebensentwürfe und Zukunftsvorstellungen, Werte und Werthaltungen, Wissen um unsere Vergangenheit und Herkunft, die sozialen Beziehungen die eine Rolle spielen, …

 

Wie gelangen wir nun zu den Merkmalen, die unsere Identität ausmachen?

Gene. Sie sind hauptverantwortlich für unsere äusseren Merkmale.

Die Identitätsentwicklung beginnt bereits mit der biologischen Befruchtung. Denn schon zu diesem Zeitpunkt steht unsere genetische Identität fest.

Soziale Faktoren. Unsere erste Lebensphase ist für die Entwicklung unserer Identität zentral. Neurowissenschaftler können belegen, dass die Grundstrukturen unseres Zentralnervensystems im Wesentlichen in den ersten Lebensjahren geformt werden. Beeinflusst werden die Strukturen dabei durch die sozialen Faktoren, also durch unsere ersten engen Bezugspersonen, Mutter, Vater, …, und durch das soziale Milieu und die Kultur, in der unsere Bezugspersonen leben. Faktoren wie Land und Epoche unserer Geburt prägen unsere Persönlichkeit ebenfalls.

Grundbedürfnisse: Nahrung, Platz, Schutz, Unterstützung und Grenzen.

Je nach dem wie gut diese Grundbedürfnisse als Kind befriedigt wurden, entwickeln wir uns und unsere Persönlichkeit.

Autonome Faktoren, der Zustand der Selbstbestimmung. Der Mensch ist nicht einfach ein Produkt der Gene, der befriedigten Grundbedürfnisse und der sozialen Faktoren. Der Mensch hat die Möglichkeit seine eigene Identität mitzugestalten und mitzuprägen. Konkret heisst das, er kann sich entscheiden, ob er die Werte, die er als Kind mitbekommen hat für gut empfindet oder nicht und ob er sie zu seinem Eigen machen will oder nicht. Je älter wir werden, desto stärker können wir unsere Persönlichkeitsentwicklung auch selbst mitbeeinflussen und mitgestalten. Wir tun das beispielsweise, indem wir uns für bestimmte Freund*innen entscheiden, uns für bestimmte Hobbys interessieren, eine bestimmte Schulausbildung, ein Studium und einen Beruf wählen, eine bestimmte religiöse oder politische Haltung entwickeln, bestimmten Werten in unserem Leben besonderen Raum geben, …

 

Wenn ich mir bewusst werde, welche Merkmale meine Identität ausmachen und welch ein Zusammenspiel dahinter steckt, dann komme ich nicht aus dem Staunen heraus. Und ich schliesse mich David, dem Psalmisten a Gruber

us Psalm 139 an:

Du hast mich mit meinem Innersten geschaffen, im Leib meiner Mutter hast du mich gebildet. Herr, ich danke dir dafür, dass du mich so wunderbar und einzigartig gemacht hast! Grossartig ist alles, was du geschaffen hast – das erkenne ich! Schon als ich im Verborgenen Gestalt annahm, unsichtbar noch, kunstvoll gebildet im Leib meiner Mutter, da war ich dir dennoch nicht verborgen. Als ich gerade erst entstand, hast du mich schon gesehen. Alle Tage meines Lebens hast du in dein Buch geschrieben – noch bevor einer von ihnen begann! Wie überwältigend sind deine Gedanken für mich, o Gott, es sind so unfassbar viele! Sie sind zahlreicher als der Sand am Meer; wollte ich sie alle zählen, ich käme nie zum Ende!

Eva Gruber